Lymphdrainage – Alles, was du wissen musst: Wirkung, Ziel und Wissenschaft
Die Lymphdrainage ist eine etablierte physikalische Therapieform, die weltweit angewendet wird, um Schwellungen zu lindern und den Lymphfluss anzuregen. Besonders häufig kommt sie bei Erkrankungen wie Lymphödem, Lipödem oder nach Operationen zum Einsatz. Doch was steckt wirklich hinter der Lymphdrainage? Welche Wirkung hat sie? Und – am wichtigsten – gibt es wissenschaftliche Beweise dafür, dass sie tatsächlich hilft?
Dieser Beitrag beleuchtet alles, was du über die Lymphdrainage wissen musst: von der Theorie bis hin zu evidenzbasierten Erkenntnissen.

1️⃣ Was ist Lymphdrainage?
Die manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine spezielle Form der Massage, die darauf abzielt, den Lymphfluss im Körper zu fördern. Das Lymphsystem, ein wichtiger Bestandteil des Immunsystems, transportiert überschüssige Flüssigkeit, Eiweiße und Abfallstoffe aus dem Gewebe zurück in den Blutkreislauf.
Ziele der Lymphdrainage
Die Hauptziele der Lymphdrainage sind:
1.Entstauung des Gewebes:
•Abtransport von Lymphflüssigkeit aus geschwollenen Bereichen.
2.Förderung des Lymphflusses:
•Unterstützung des Lymphsystems bei seiner natürlichen Arbeit.
3.Schmerzlinderung:
•Reduktion von Druck und Spannungsgefühlen durch die Schwellung.
4.Verbesserung der Haut- und Gewebequalität:
•Verhinderung von Fibrosen (Verhärtungen) und Verbesserung der Elastizität.
Wann wird Lymphdrainage angewendet?
Die manuelle Lymphdrainage wird bei einer Vielzahl von Beschwerden und Krankheitsbildern eingesetzt:
1.Lymphödem:
•Primäres oder sekundäres Lymphödem, z. B. nach einer Krebserkrankung oder Verletzungen.
2.Lipödem:
•Als unterstützende Maßnahme zur Reduktion von Schwellungen und Schmerzen.
3.Postoperative Schwellungen:
•Nach Operationen, wie Schönheits- oder orthopädischen Eingriffen, um die Heilung zu fördern.
4.Chronisch venöse Insuffizienz:
•Unterstützung bei venösen Rückflussproblemen.
5.Rheumatische Erkrankungen:
•Entzündliche Prozesse können durch Lymphdrainage gemildert werden.
6.Sportverletzungen:
•Behandlung von Schwellungen nach Prellungen, Zerrungen oder anderen Verletzungen.
Wie funktioniert die manuelle Lymphdrainage?
Die Technik der Lymphdrainage basiert auf sanften, rhythmischen und kreisenden Bewegungen der Hände. Ziel ist es, die Lymphgefäße zu stimulieren und die Flüssigkeit in Richtung der Lymphknoten und weiter in den Blutkreislauf zu leiten.
Behandlungsprinzipien:
1.Sanfter Druck:
•Die Lymphgefäße liegen direkt unter der Haut, weshalb kein starker Druck angewendet wird.
2.Streichungen und Pumpgriffe:
•Spezielle Handgriffe wie stehende Kreise oder Pumpbewegungen unterstützen den Lymphfluss.
3.Beachtung des Lymphflussverlaufs:
•Immer in Richtung der Lymphknoten arbeiten (z. B. in Richtung Hals, Achseln oder Leisten).
3️⃣ Bringt Lymphdrainage wirklich etwas? – Die Wissenschaft im Fokus
Die Wirkung der manuellen Lymphdrainage wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert. Zwar gibt es viele Erfahrungsberichte und theoretische Ansätze, aber wie sieht es mit evidenzbasierten Studien aus?
Wissenschaftliche Evidenz: Was ist bekannt?
1.Lymphödem:
•Es gibt evidenzbasierte Studien, die belegen, dass manuelle Lymphdrainage in Kombination mit Kompressionstherapie, Bewegung und Hautpflege eine wirksame Behandlung für Lymphödeme darstellt.
•Ein Cochrane-Review (2015) zeigte, dass MLD Schwellungen bei Lymphödempatienten reduziert. Allerdings betonten die Forscher, dass der Effekt oft nur in Kombination mit anderen Maßnahmen signifikant ist.
2.Lipödem:
•Für Lipödeme gibt es weniger eindeutige Studien. Zwar berichten viele Patientinnen über eine kurzfristige Linderung von Schmerzen und Spannungsgefühlen, aber langfristige Ergebnisse sind selten dokumentiert.
•Studien weisen darauf hin, dass die Lymphdrainage weniger das Fettgewebe beeinflusst, sondern vor allem das umliegende Gewebe entstaut und die Symptome lindert.
3.Postoperative Schwellungen:
•In der postoperativen Phase gibt es Hinweise darauf, dass Lymphdrainage die Schwellung reduziert und die Heilung fördert.
•Besonders nach Schönheitsoperationen (z. B. Liposuktion, Brustoperationen) wird die Methode häufig angewendet, um den Heilungsprozess zu unterstützen.
4.Chronisch venöse Insuffizienz:
•Studien zeigen, dass MLD helfen kann, die Symptome zu lindern, jedoch oft nicht als alleinige Therapie ausreicht.
Kritik und Grenzen der Lymphdrainage
Trotz der positiven Berichte gibt es auch Kritikpunkte:
•Mangel an großen, hochwertigen Studien:
Viele Studien haben methodische Schwächen, z. B. kleine Teilnehmerzahlen oder fehlende Kontrollgruppen.
•Langfristige Wirkung unklar:
Die meisten Studien untersuchen nur kurzfristige Effekte. Langfristige Ergebnisse sind oft nicht dokumentiert.
•Individuelle Variabilität:
Der Erfolg der Therapie hängt stark vom individuellen Patienten ab. Einige Menschen profitieren deutlich, andere kaum.
4️⃣ Wie wirkt die Lymphdrainage?
Die Wirkung der Lymphdrainage basiert auf mehreren Mechanismen:
1.Mechanische Stimulation:
•Die Massagebewegungen regen die Aktivität der Lymphgefäße an und unterstützen den Flüssigkeitstransport.
2.Reduktion von Schwellungen:
•Durch den verbesserten Abfluss der Lymphflüssigkeit wird das Gewebe entstaut.
3.Schmerzlinderung:
•Weniger Druck im Gewebe führt zu weniger Schmerzen und Spannungsgefühlen.
4.Verbesserung der Haut- und Gewebequalität:
•Die regelmäßige Entstauung verhindert Fibrosen und fördert die Elastizität der Haut.

5️⃣ Zusammenfassung der wissenschaftlichen Erkenntniss
•Lymphödem: Nachweislich effektiv, besonders in Kombination mit Kompression und Bewegung.
•Lipödem: Hilfreich zur Symptomminderung, aber keine nachhaltige Behandlung des Fettgewebes.
•Postoperative Schwellungen: Kann den Heilungsprozess unterstützen und Schwellungen reduzieren.
6️⃣Fazit: Bringt Lymphdrainage etwas?
Die manuelle Lymphdrainage hat ihre Berechtigung in der Behandlung bestimmter Erkrankungen, vor allem beim Lymphödem. Bei anderen Anwendungen, wie dem Lipödem oder postoperativen Schwellungen, zeigt sie ebenfalls positive Effekte, wenn auch oft nur unterstützend und kurzfristig.
Obwohl es positive Erfahrungsberichte und kleinere Studien gibt, bleibt die wissenschaftliche Evidenz in vielen Bereichen begrenzt. Dennoch ist die Lymphdrainage für viele Patientinnen ein wichtiger Bestandteil ihres individuellen Behandlungsplans.
Wenn du dich für eine Lymphdrainage entscheidest, sprich vorher mit deinem Arzt oder Therapeuten, um sicherzustellen, dass die Methode für deine Situation geeignet ist und in ein umfassendes Therapiekonzept eingebunden wird.